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Experimente des Leibes

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Experimente des Leibes

EXPERIMENT DES LEIBES / Bodily Experiments

ein Film von Hagen Wiel

„Der Entwurf ist die existenziale Seinsverfassung des Spielraumes des faktischen Seinkönnens. Und als geworfenes ist das Dasein in diese Seinsart des Entwerfens geworfen. Das Entwerfen hat nichts zu tun mit dem Sichverhalten zu einem ausgedachten Plan, gemäß dem das Dasein sein Sein einrichtet, sondern als Dasein hat es sich je schon entworfen und ist, so lange es ist, entwerfend.“
Martin Heidegger, Sein und Zeit

Thematisiert wird in diesem Film das Verhältnis von der Geworfenheit des Einzelnen und dem Versuch, sich existenziell selbst zu gestalten.
Rauschende Bilder lassen es dem Betrachter offen, sich mit ihnen zu identifizieren und damit mit der Hauptfigur des Filmes, oder der stille Beobachter zu bleiben. Gezeigt wird ein Individuum, das sich mit seiner Existenz leibhaftig auseinandersetzt. Es kämpft, spielt, entdeckt, scheitert an sich, um sich im Gegenzug wieder neu zu formieren. Diese experimentelle Haltung selbst soll als kritische Haltung verstanden werden, in der das Individuum mit sich selbst ins Gericht geht und zugleich mit seiner Um- bzw. Mitwelt. Kann es ausschließlich SELBST sein, alles andere um sich vergessend? Oder wird es immer schon von der Außenwelt determiniert?

„Experimente des Leibes“ stellt die empraktische Präsenz des Körpers eines Individuums inmitten einer scheinbar menschenleeren, selbstzentrierten Welt dar.
Im vollzughaften Erfahren der die Figur umgebenden Welt, der Natur, die als Teil ihrer eigenen Leibhaftigkeit präsentiert wird, lernt sie sich selbst mehr und mehr kennen.
Exemplarisch wird der Leib des Individuums, sowohl als Natur, die wir je schon selbst sind in unserer affektiven Geworfenheit und als Leib, der sich körpertechnikvermittelt selbst entwirft, in eine sowohl künstlerische als auch philosophische Debatte eingeführt, die die Probleme von Kunst und Philosophie als gemeinsame thematisiert. In welchem Verhältnis steht das Selbst zum Ich? Was heißt Empraxis im Gegensatz zur Praxis? Was heißt Vernunft im Gegensatz zum Verstand und was heißt Skeptizismus im Gegensatz zu existenzieller Kritik? Leibhaftiges Selbstdenken?
Die Figur unternimmt den bedingungslosen Versuch „sich selbst“ zu spüren, aufgrund der eigenen Körpererfahrung, aufgrund des eigenen Beziehungsnetzes, aufgrund der eigenen Geschichte und aufgrund des eigenen Werkes, das experimentell kritisch hinterfragt im leiblichen Erleben der Welt wird.
Das Erkennen seiner Selbst lebt für sie vom emphatischen Augenblick des unmittelbaren Erlebens. Im Akt des Agierens erfährt sie sich als Intensität. Ohne dieses begreifende Handeln oder handelnde Begreifen bliebe das Leben für sie etwas Amorphes, Ungestaltetes, Bedrohliches. Der Begriff des Selbst bleibt also keine Floskel, sondern bewegt sich auf die Welt zu, indem es versucht, seine eigene Welt leibvermittelt zu „definieren“.
Offen bleibt letztlich ganz bewusst die Frage, ob dieses (Lebens-)Experiment des Leibes glückt oder scheitert. Oder ob gerade in den Nuancen des Scheiterns ein „Glücken“ steckt, das die Figur auf ihrem Weg vorantreibt und streckenweise vielleicht sogar über sich hinauswachsen lässt.

Heidegger:
Project is the existential constitution of being in the realm of factual potentiality of being. And, as thrown, Da-sein ist thrown into the mode of being of projecting. Projecting has nothing to do with being related to a plan thought out, according to which Da-sein arranges its being, but, as Da-sein, it has always already projected itself and is, as long as it is, projecting.

The movie’s subject is the relationship between the thrownness of the individual and its attempt to form itself into existence. It’s a movie about the centrifugal force of the body, the thinking body, an resonance room of the inner world. This acting flesh is director, viewer and actor performing for itself, all at the same time; an experiment with an open result, set up to end Dasein as an other-directed particle and to be, as a self-determined individual, a grounding of human being, thus to be humankind.

Der Sammelband: Experimente des Leibes

ISBN: 9783037359297; 9783825812027

 

Herausgeber: Caysa, VolkerSchwarzwald, Konstanze

Der Sammelband „Experimente des Leibes“ enthält Konkretisierungen der Idee einer Theorie des Empraktischen, die aktuell in der Leipziger Analytischen Schule (LAS) diskutiert werden. Mit der Idee des Empraktischen wird begrifflich fassbar, inwieweit die Philosophie als Kunst, das Denken als Dichtung und der Leib als Leben zu verstehen ist. Die Autoren und ihre Beiträge sind: 1. Schwarzwald, Konstanze: Postulat an den modernen Menschen. 2. Caysa, Volker; Schwarzwald, Konstanze: Konzept. 3. Caysa, Volker: Abstrakt-allgemeine Problematisierung des Empraktischen. 4. Gebauer¸ Gunter: Organismus und Mechanismus. 5. Alkemeyer, Thomas: ‚Intelligente Körper’. Perspektiven einer vom Sport ausgehenden Handlungstheorie. 6. Müller, Arno: Sport, Tod und Existenz – Was kann die Existenzphilosophie zum Verständnis des Phänomens Risikosport beitragen?. 7. Gauß, Eva-Maria: Körper-Haben. Ein Performance-Vortrag. 8. Driesen, Christian: Antonin Artaud und der Furz. 9. Schmidt, Christian: Körper und Leib. Zur phänomenologischen Gegebenheit und Verfügbarkeit des leiblichen Selbst. 10. Tsikolia, Nikoloz; Welikanowa, Tatjana: Über die Einteilung der Natur. 11. Weil, Hagen: Empraktisches Filmen. 12. Schwarzwald, Konstanze: Die Große Sehnsucht des Dromosophen. 13. Grave, Tobias: Schule der Identifikation. Über die Psychoanalyse mimetischen Verhaltens. 14. Heßdörfer, Florian: Geisel des Subjekts. 15. Interview zum Thema Rausch. 16. Stekeler-Weithofer, Pirmin: „Die Wahrheit des Bewusstseins ist das Selbstbewusstsein.“ Hegels Weg zur konkreten Selbstbestimmung in der Enzyklopädie. 17. Caysa, Volker: Analytik im Geist der Dialektik. Über Pirmin Stekeler-Weithofers analytische Dialektik. 18. Gille, Sighard: Lithographie. Zu Ossip Mandelstams „Blühende Städte“. 19. Podiumsdiskussion: Der Leib des Denkers. Leiberinnerung in Philosophie und Dichtung. Über Durs Grünbeins Dichtung „Vom Schnee“. Verf.-Referat und Inhaltsverzeichnis